Thema: Weltenhintergrund Keloras
Die erste Flamme
Es war einmal ein Land, das vor vielen hundert Jahren über und über gefroren war. Über allem lag eine Schicht aus Schnee und Eis, die so tief war, dass keine Blume und kein Büschel Gras sie durchbrechen konnte. Das Land war unbewohnbar und die wenigen, die sich dorthin verirrten, verloren sich im Schnee.
Eines Tages jedoch verschlug es trotz aller Umstände einen Mann in das gefrorene Land. Darüber, wer er war und woher er kam, kursieren noch heute die unterschiedlichsten Geschichten. Manche sagen, er wäre ein Gelehrter auf der Suche nach Erkenntnis, andere sprechen von einem Königssohn, der im Streit um die Thronfolge unterlegen sei, und wiederum andere berichten von einem Raubritter auf der Flucht.
Doch welche Geschichte ihn auch immer in dieses lebensfeindliche Land geführt hatte, er bezahlte diese Reise beinahe mit dem Leben. Als er weiter und weiter in das Innere des gefrorenen Landes vordrang, raubte ihm der starke Schneefall die Orientierung. Tagelang irrte er umher und die Kälte zehrte mehr und mehr an seinen Kräften. Als er sich bereits das Ende seines Lebens vor Augen führte, erregte jedoch etwas seine Aufmerksamkeit. Er befürchtete zunächst, er bilde sich dies nur ein und das Weiß um ihn herum habe ihm endgültig den Verstand genommen. Doch irgendetwas in diesem unwirtlichen Land zog ihn magisch an und entflammte einen kleinen Funken Hoffnung, der ihm die nötige Kraft gab, sich dem überraschenden Fund zu nähern. So erreichte er inmitten all der Kälte einen See, an dessen Ufer der Schnee geschmolzen war. In der Mitte des Sees stieg ein wenig Dampf aus dem Wasser auf. Ob er in diesem Moment eine Vorahnung des Kommenden hatte oder ob ihn die quälende Kälte in seinen Gliedern antrieb, ist ungewiss, doch er legte seine Kleider ab und stieg in das Wasser. Es war nicht so kalt, wie er zunächst befürchtet hatte. Nein, es wurde stetig wärmer, je weiter der Mann in das tiefere Wasser watete, bis er nicht mehr stehen konnte. Schließlich schwamm er weit auf den See hinaus und tauchte der Wärme folgend bis in die dunkelsten Tiefen hinab, wo er einen glimmenden Stein fand. Der Mann nahm diesen Stein an sich und verspürte sofort eine wohlige Wärme, die sich von der Hand aus in seinem gesamten Körper ausbreitete.
Kaum hatte er mit dem Stein das Wasser verlassen und sich wieder angekleidet, da war der See hinter ihm auch schon gefroren. Erschrocken über das Gesehene folgte er den eisigen Winden und verließ diesen Ort. Erst als er den See ein gutes Stück hinter sich gelassen hatte, sank er erschöpft nieder. Aus seinen letzten Habseligkeiten suchte der Mann, den heute ein jeder unter dem Namen Sangalon kennt, alles Brennbare zusammen und entzündete ein Feuer, indem er den nun trockenen und in seiner Hand schmerzhaft heiß glühenden Stein darauf legte und die Stelle vor dem kühlenden Wind abschirmte. Es dauerte eine Weile bis aus dem Glimmen erst eine einzelne Flamme emporstieg und schließlich ein kleines Feuer entfachte. Der wundersame Stein begann in den Flammen strahlend hell zu glühen, ehe er einen Moment später mit einem Klirren zerbarst. Seine Splitter schossen wie Funken in alle Richtungen. Einige trafen Sangalon und schnitten ihm tief ins Fleisch, andere stoben hinauf in die höchsten Höhen und regneten im ganzen Land hernieder. Auf diese Weise verteilte sich die Magie des Steins allerorten, vertrieb den Schnee und erschuf das Land, welches wir heute als Keloras kennen.
Dieses Ereignis blieb nicht unbemerkt und so versammelten sich bald Angehörige aller Völker an diesem Ort und besiedelten das nun fruchtbare Land. Aus Ehrfurcht vor dem Wunder, das ihnen eine neue Heimat beschert hatte, kürten sie Sangalon zu ihrem König. Man sagte sich, er habe dieses Land von Velcantis‘ eisigem Griff befreit. Seine golden glühenden Narben wurden ein für alle sichtbares Zeichen der Magie, die seit jenem Tag in seinem Blut floss und dem Volksglauben nach an seine Kinder weitergegeben wurde. Es verwundert daher kaum, dass die Nachfahren des ersten Königs nun seit Generationen über dieses Land herrschen.Sie legitimierten ihren Machtanspruch mit der Geschichte von Sangalon und dem magischen Stein.
An der Stelle des einstigen Feuers steht, zum Gedenken an den Tag an dem das erste Feuer entfacht wurde, eine imposante kupferne Feuerschale, deren Flamme – so sagt man sich – niemals erlöschen dürfe. Die „erste Flamme“ bildet das Zentrum der heutigen Hauptstadt Sangard. Diese ist inzwischen zu beachtlicher Größe angewachsen und der Großteil des Lebens in Keloras spielt sich dort ab. Obwohl es inzwischen andere kleinere Siedlungen gibt, bildet Sangard das Zentrum von Keloras und Händler aus den entlegensten Winkeln des Landes bieten hier ihre Waren feil. Trotz seiner Größe strahlt die Stadt bis heute den Charme des ersten Dorfes aus, das sie einst war. Viele der Häuser sind aus dem Holz der nahen Wälder gefertigt und mit schmuckvollen Schnitzereien verziert. Die meisten dieser Bildnisse zeigen die Geschichte Sangalons, wie er das erste Feuer entzündete oder in die Tiefen des Sees hinabtauchte, andere zeigen ihn im Kampf gegen den freien Geist Velcantis.
Für den Bau einzelner Gebäude wie der Akademie, des Wachhauses und natürlich auch für die Stadtmauer verwandten die Baumeister kein Holz, sondern setzten auf langlebigen Stein. Steht man jedoch vor einem großen Bauwerk aus feinstem Marmor, so erkennt man sofort, dass es sich um die innere Burg des derzeitigen Königs Farion handelt. Auch seine Herrschaft ist aufgrund der Macht seiner Blutlinie unangezweifelt. Daran ändern auch die von ihm eingeführten hohen Steuern nichts, unter denen das Volk vor allem im Winter leidet. Denn die kalte Jahreszeit ermahnt alle Bewohner zugleich immer wieder, dass sie ohne ihren König einen deutlich kälteren und vielleicht sogar ewigen Winter fürchten müssten.
Aus diesem Grund wartet das ganze Volk, ebenso sehnsüchtig wie der König selbst, auf die Geburt eines Thronerben, der das Land auch nach Farions Ableben vor dem Schicksal des ewigen Winters bewahren wird. Seit der König das Mannesalter erreicht hat, wurden schon nahezu ein Dutzend Königinnen gekrönt, doch bis heute schenkte keine ihm auch nur ein einziges Kind. Zornig über das Ausbleiben der Nachkommen jagte der König so manche Königin aus dem Land, um sich kurz darauf eine neue Gemahlin zu nehmen. Hinter vorgehaltener Hand munkelt man sogar, dass der ungezügelte Zorn Farions das frühe Ableben einiger seiner Königinnen herbeiführte.
Manch ein Priester der drei verbreitetsten Glaubensrichtungen nahm diese Entwicklung zum Anlass, das Volk zu Opfergaben an die Götter oder Geister aufzurufen, damit sie dem Königreich einen Thronfolger schenken oder aber damit sie anstelle eines solchen das Land in eine wie auch immer geartete Zukunft führen mögen. Doch man sagt, all diese Bemühungen schürten nur weiter den Zorn König Farions, weswegen auch der ein oder andere Priester aus der Stadt verschwand. Noch immer spielt der Glaube in Keloras daher eine untergeordnete Rolle, immerhin war die Anbetung des freien Geistes Velcantis verboten und von Farion unter Strafe gestellt. So manch einer behauptet, die Predigten in den wenigen kleinen Tempeln Sangards seien vom Hofe diktiert und selbst die Kollekte müsse an den König abgetreten werden. Dies alles wird kaum infrage gestellt, denn schließlich sei alles Leben im Land weder den Göttern, noch den Geistern, sondern einzig König Sangalon und seinen Nachfahren zu verdanken.
Es war einmal ein Land, das vor vielen hundert Jahren über und über gefroren war. Über allem lag eine Schicht aus Schnee und Eis, die so tief war, dass keine Blume und kein Büschel Gras sie durchbrechen konnte. Das Land war unbewohnbar und die wenigen, die sich dorthin verirrten, verloren sich im Schnee.
Eines Tages jedoch verschlug es trotz aller Umstände einen Mann in das gefrorene Land. Darüber, wer er war und woher er kam, kursieren noch heute die unterschiedlichsten Geschichten. Manche sagen, er wäre ein Gelehrter auf der Suche nach Erkenntnis, andere sprechen von einem Königssohn, der im Streit um die Thronfolge unterlegen sei, und wiederum andere berichten von einem Raubritter auf der Flucht.
Doch welche Geschichte ihn auch immer in dieses lebensfeindliche Land geführt hatte, er bezahlte diese Reise beinahe mit dem Leben. Als er weiter und weiter in das Innere des gefrorenen Landes vordrang, raubte ihm der starke Schneefall die Orientierung. Tagelang irrte er umher und die Kälte zehrte mehr und mehr an seinen Kräften. Als er sich bereits das Ende seines Lebens vor Augen führte, erregte jedoch etwas seine Aufmerksamkeit. Er befürchtete zunächst, er bilde sich dies nur ein und das Weiß um ihn herum habe ihm endgültig den Verstand genommen. Doch irgendetwas in diesem unwirtlichen Land zog ihn magisch an und entflammte einen kleinen Funken Hoffnung, der ihm die nötige Kraft gab, sich dem überraschenden Fund zu nähern. So erreichte er inmitten all der Kälte einen See, an dessen Ufer der Schnee geschmolzen war. In der Mitte des Sees stieg ein wenig Dampf aus dem Wasser auf. Ob er in diesem Moment eine Vorahnung des Kommenden hatte oder ob ihn die quälende Kälte in seinen Gliedern antrieb, ist ungewiss, doch er legte seine Kleider ab und stieg in das Wasser. Es war nicht so kalt, wie er zunächst befürchtet hatte. Nein, es wurde stetig wärmer, je weiter der Mann in das tiefere Wasser watete, bis er nicht mehr stehen konnte. Schließlich schwamm er weit auf den See hinaus und tauchte der Wärme folgend bis in die dunkelsten Tiefen hinab, wo er einen glimmenden Stein fand. Der Mann nahm diesen Stein an sich und verspürte sofort eine wohlige Wärme, die sich von der Hand aus in seinem gesamten Körper ausbreitete.
Kaum hatte er mit dem Stein das Wasser verlassen und sich wieder angekleidet, da war der See hinter ihm auch schon gefroren. Erschrocken über das Gesehene folgte er den eisigen Winden und verließ diesen Ort. Erst als er den See ein gutes Stück hinter sich gelassen hatte, sank er erschöpft nieder. Aus seinen letzten Habseligkeiten suchte der Mann, den heute ein jeder unter dem Namen Sangalon kennt, alles Brennbare zusammen und entzündete ein Feuer, indem er den nun trockenen und in seiner Hand schmerzhaft heiß glühenden Stein darauf legte und die Stelle vor dem kühlenden Wind abschirmte. Es dauerte eine Weile bis aus dem Glimmen erst eine einzelne Flamme emporstieg und schließlich ein kleines Feuer entfachte. Der wundersame Stein begann in den Flammen strahlend hell zu glühen, ehe er einen Moment später mit einem Klirren zerbarst. Seine Splitter schossen wie Funken in alle Richtungen. Einige trafen Sangalon und schnitten ihm tief ins Fleisch, andere stoben hinauf in die höchsten Höhen und regneten im ganzen Land hernieder. Auf diese Weise verteilte sich die Magie des Steins allerorten, vertrieb den Schnee und erschuf das Land, welches wir heute als Keloras kennen.
Dieses Ereignis blieb nicht unbemerkt und so versammelten sich bald Angehörige aller Völker an diesem Ort und besiedelten das nun fruchtbare Land. Aus Ehrfurcht vor dem Wunder, das ihnen eine neue Heimat beschert hatte, kürten sie Sangalon zu ihrem König. Man sagte sich, er habe dieses Land von Velcantis‘ eisigem Griff befreit. Seine golden glühenden Narben wurden ein für alle sichtbares Zeichen der Magie, die seit jenem Tag in seinem Blut floss und dem Volksglauben nach an seine Kinder weitergegeben wurde. Es verwundert daher kaum, dass die Nachfahren des ersten Königs nun seit Generationen über dieses Land herrschen.Sie legitimierten ihren Machtanspruch mit der Geschichte von Sangalon und dem magischen Stein.
An der Stelle des einstigen Feuers steht, zum Gedenken an den Tag an dem das erste Feuer entfacht wurde, eine imposante kupferne Feuerschale, deren Flamme – so sagt man sich – niemals erlöschen dürfe. Die „erste Flamme“ bildet das Zentrum der heutigen Hauptstadt Sangard. Diese ist inzwischen zu beachtlicher Größe angewachsen und der Großteil des Lebens in Keloras spielt sich dort ab. Obwohl es inzwischen andere kleinere Siedlungen gibt, bildet Sangard das Zentrum von Keloras und Händler aus den entlegensten Winkeln des Landes bieten hier ihre Waren feil. Trotz seiner Größe strahlt die Stadt bis heute den Charme des ersten Dorfes aus, das sie einst war. Viele der Häuser sind aus dem Holz der nahen Wälder gefertigt und mit schmuckvollen Schnitzereien verziert. Die meisten dieser Bildnisse zeigen die Geschichte Sangalons, wie er das erste Feuer entzündete oder in die Tiefen des Sees hinabtauchte, andere zeigen ihn im Kampf gegen den freien Geist Velcantis.
Für den Bau einzelner Gebäude wie der Akademie, des Wachhauses und natürlich auch für die Stadtmauer verwandten die Baumeister kein Holz, sondern setzten auf langlebigen Stein. Steht man jedoch vor einem großen Bauwerk aus feinstem Marmor, so erkennt man sofort, dass es sich um die innere Burg des derzeitigen Königs Farion handelt. Auch seine Herrschaft ist aufgrund der Macht seiner Blutlinie unangezweifelt. Daran ändern auch die von ihm eingeführten hohen Steuern nichts, unter denen das Volk vor allem im Winter leidet. Denn die kalte Jahreszeit ermahnt alle Bewohner zugleich immer wieder, dass sie ohne ihren König einen deutlich kälteren und vielleicht sogar ewigen Winter fürchten müssten.
Aus diesem Grund wartet das ganze Volk, ebenso sehnsüchtig wie der König selbst, auf die Geburt eines Thronerben, der das Land auch nach Farions Ableben vor dem Schicksal des ewigen Winters bewahren wird. Seit der König das Mannesalter erreicht hat, wurden schon nahezu ein Dutzend Königinnen gekrönt, doch bis heute schenkte keine ihm auch nur ein einziges Kind. Zornig über das Ausbleiben der Nachkommen jagte der König so manche Königin aus dem Land, um sich kurz darauf eine neue Gemahlin zu nehmen. Hinter vorgehaltener Hand munkelt man sogar, dass der ungezügelte Zorn Farions das frühe Ableben einiger seiner Königinnen herbeiführte.
Manch ein Priester der drei verbreitetsten Glaubensrichtungen nahm diese Entwicklung zum Anlass, das Volk zu Opfergaben an die Götter oder Geister aufzurufen, damit sie dem Königreich einen Thronfolger schenken oder aber damit sie anstelle eines solchen das Land in eine wie auch immer geartete Zukunft führen mögen. Doch man sagt, all diese Bemühungen schürten nur weiter den Zorn König Farions, weswegen auch der ein oder andere Priester aus der Stadt verschwand. Noch immer spielt der Glaube in Keloras daher eine untergeordnete Rolle, immerhin war die Anbetung des freien Geistes Velcantis verboten und von Farion unter Strafe gestellt. So manch einer behauptet, die Predigten in den wenigen kleinen Tempeln Sangards seien vom Hofe diktiert und selbst die Kollekte müsse an den König abgetreten werden. Dies alles wird kaum infrage gestellt, denn schließlich sei alles Leben im Land weder den Göttern, noch den Geistern, sondern einzig König Sangalon und seinen Nachfahren zu verdanken.
(1 Mal geändert, zuletzt von Risu am 27.11.2021 21:19)